So und ähnlich sind schon einige Reaktionen gewesen, die ich auf meine Herkunft und meine Gründe, in Belgrad zu sein, erhalten habe. Immer herzlich willkommen, aber irgendwie verwunderlich, dass ich gerade Serbien ausgewählt habe. Auf die Frage, wo ich denn arbeite, antworte ich meistens – je nachdem wer fragt und wie es um dessen Englischkenntnisse beschaffen ist – eher allgemein: in einer deutschen Organisation; oder etwas ausführlicher: bei einer deutschen NGO, die hier in der Region im Bereich Friedenskonsolidierung (Peacebuilding) arbeitet. Da gibt’s dann meist ein Nicken – „Aha, ja, interessant. Da haben Sie sich die richtige Region ausgesucht.“ – und mit einem Lächeln: „Dobro došli“ – Herzlich willkommen.
Seit vier Wochen bin ich nun schon in Belgrad und stelle – einmal mehr – fest, dass die Zeit im Ausland viel schneller zu vergehen scheint als ‚zu Hause‘ in Deutschland. Kurz nach meiner Ankunft am 20.2. hatte ich im Hotelzimmer kurz überlegt, einen ersten Eintrag für meinen Blog zu verfassen, dann aber gedacht, dass das etwas übertrieben wäre und dies gedanklich auf ein paar Tage nach hinten verschoben. Aus diesen ‚paar Tagen‘ sind nun vier Wochen geworden…ein Monat, in dem schon eine ganze Menge passiert ist:
Zusammen mit meiner charmanten Kollegin Milica habe ich die erste Woche vornehmlich damit verbracht, eine Wohnung für mich zu finden. Gar kein leichtes Unterfangen, da ich eine (a) zentrale, (b) nicht allzu teuer und (c) nicht weit vom Büro entfernte Bude finden wollte. Zunächst schien alles im Angebot zu sein, nur nicht meine ‚Idealvorstellung‘ – wir haben schöne Wohnungen gesehen, die leider zu weit entfernt waren – natürlich relativ, aber für mich war es zu weit ;-) Dann gab es zentrale Wohnungen, deren Ausstattung entweder dem vorletzten Jahrhundert entsprungen zu sein schien oder deren Aufteilung der Räume doch recht…naja, ungewöhnlich war: So war in einer Wohnung im Badezimmer direkt neben dem Klo der Herd. Und auch wenn man so sicherlich im Sitzen kochen kann, habe ich mich letztlich doch gegen die ‚Klo-Küche‘ entschieden. Die ganze Zeit sind wir mit drei verschiedenen Maklern unterwegs gewesen – für mich eigentlich nicht schlecht, da ich so die Stadt kennengelernt habe. Schließlich habe ich meine jetzige Wohnung aber durch eine ganz unscheinbare E-Mail einer der Makler – die Tochter der Putzfrau im Büro – gefunden. Der Besitzer spricht deutsch und ich habe mich beim ersten Besuch in die Wohnung verguckt, die sehr zentral gelegen ist – gegenüber vom serbischen Parlament und hinter dem Belgrader Rathaus. Hier sind ein paar Fotos.
Mein kleines Wohnzimmer mit Hochbett
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Blick auf meine Küche, Schreibtisch und die Essecke:
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Neben und vor allem nach der erfolgreichen Wohnungssuche habe ich auch zusammen mit Christian, dem Büroleiter hier in Belgrad, meine Jahresplanung begonnen – d.h. in mehreren Besprechungen haben meine Aufgaben besprochen und geplant. Mittlerweile stecke ich auch schon tief in den diversen Prozessen…dazu werde ich aber in einem anderen Blog-Beitrag mehr schreiben. Nur so viel vorweg: Es ist sehr interessant und macht viel Spaß! Ich arbeite ja hauptsächlich im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und da ist hier in der Region vieles geplant, was ich nun während meines Jahres hier aufbaue. Das ist zum einen natürlich viel Arbeit, gleichzeitig aber auch sehr spannend, da ich so aktiv meine eigenen Ideen und Vorschläge einbringen kann und nicht schon in ‚festgefahrenen‘ Prozessen arbeite. Aber, wie gesagt, dazu dann später mehr! Übrigens haben wir ein tolles Büro - wir arbeiten vielmehr in einer schicken ‚Büro-Wohnung‘ mit großen Räumen, Küche und Parkettdielen. Das Büro ist gerade mal 10 Minuten zu Fuß von mir entfernt.
Übrigens habe ich eine Woche nach meiner Ankunft auch mit meinem Serbisch-Sprachkurs angefangen. Jeden Tag drücke ich nun von 12.30 bis 14.15 Uhr im Institut für Fremdsprachen die Schulbank und versuche, die sieben (!) Fälle der serbischen Sprache zu erlernen. Neben den vier Fällen, die wir im Deutschen auch haben, gibt es im Serbischen noch den Vokativ (wenn man jemanden ruft), den Lokativ (für Ortsangaben) und den Instrumentalis (für Dinge/Personen, die man ‚instrumentalisiert‘). Soweit so gut…aber natürlich gibt es x Ausnahmen und auch alle möglichen Anwendungen der Fälle, die unlogisch zu sein scheinen… Aber auch dazu werde ich einen gesonderten Beitrag schreiben :-)
Zum Abschluss gibt es einige Fotos – erste Impressionen aus Belgrad. Ich habe bisher noch kaum Fotos gemacht, da die ersten zwei Wochen hier tiefster Winter geherrscht hat. Zwei Tage nachdem ich angekommen war, fing es heftig an zu schneien für eine ganze Woche! Hier ein Foto ganz in der Nähe meiner Wohnung - links in der Ecke ein Teil des Rathauses und mittig im Hintergrund die Kuppel des Parlaments:
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Nach dem Schneefall sorgte das steigende Thermometer dann dafür, dass der Schnee auf den Dächern zu Eisklötzen zusammen schmolz, welche mit lautem Krachen auf die Straßen und Gehwege stürzten. Ja, der Weg zur Arbeit war ein gewisser Spießrutenlauf immer mit dem Kopf nach oben, um nach womöglich Absturz gefährdeten Eisblöcken Ausschau zu halten…
Aber gut – hier die Fotos! Die habe ich während eines kleines Ausfluges am Wochenende in den Stadtteil Zemun gemacht - westlich vom Zentrum. Dort ist auf einem kleinen Hügel ein alter Turm, von welchem aus man einen schönen Blick auf die Donau und ganz Belgrad hat:
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Auf dem Weg zurück bin ich entlang der Donau ins Zentrum gelaufen. Eine schöne 8km-Tour entlang dutzender so genannter Splavs - das sind Hausboote, auf denen nicht nur Menschen wohnen, sondern in denen sich auch z.B. Restaurants oder Discos befinden. Von diesen werde demnächst mal mehr Fotos machen. Über eine von drei Brücken geht es schließlich von Novi-Beograd (Neu-Belgrad) über die Save (einen Seitenfluss der Donau) zurück ins Stadtzentrum:
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Hier ist rechts ein kleiner Teil der Innenstadt zu sehen und links am Ausläufer Teil eines großen Parks - Kalemegdan - dort steht eine ehemalige Burg. Auch von dieser werde ich beizeiten mal reichlich Fotos machen. Insbesondere wenn jetzt im Frühling die Blumen und Bäume anfangen zu blühen, wird mein Fotoapparat gezückt!
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Last but not least - ein paar durcheinander gewürfelte Impressionen.
Eine interessante Hauswand-Bemalung auf dem Weg ins Zentrum:
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Typische Straßenszene in Belgrad - der Sonnenschein macht's schön :)
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
'Stadtmonster frisst die Natur auf' - eine weitere interessante Hauswandkunst:
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Zeleni Venac - einer von verschiedenen Märkten in Belgrad. Im Hintergrund geht die Sonne hinter Novi Beograd unter:
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Altbau meets Neubau in Belgrad:
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
Finally: Die bedingt schönen Kommunismus-Bauten fehlen natürlich auch in Belgrad nicht - hier die typischen, gigantischen Wohnblocks...
Von Erste Impressionen aus Belgrad |
To je to - serbisch für: That's it. Das ist alles für heute!
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