Die Stadt/Gemeinde Derventa liegt im Norden Bosnien-Herzegowinas (BiH) oder, besser gesagt, in der Republika Srpska. Zwischen 1992 und 1995 wütete in BiH ein verheerender Bürgerkrieg. Die Belagerung von Sarajevo ist vielen bestimmt noch ein Begriff, aber dazu schreibe ich im nächsten Eintrag etwas. Auch im Norden wurde heftig gekämpft - so wurde die Stadt Derventa zu großen Teilen in Mitleidenschaft gezogen. Noch heute sieht man Spuren des Kriegs - Schusslöcher in vielen Häusern, Granatenlöcher im Asphalt.
War die Bevölkerung vor dem Krieg noch sehr gemischt (etwas 40% Serben, 40% Kroaten und 13% Muslime), leben dort seit dem Krieg überwiegend Serben. Die Rückkehr der kroatischen Bürger und der muslimischen Bosnier geht nur langsam bis kaum voran. Im Jahr 1995 wurde der Bürgerkrieg durch das "Dayton-Abkommen" offiziell beendet. Dieses teilte BiH in zwei Teile: die Föderation Bosnien und Herzegowina (oder bosniakisch-kroatische Föderation; Hauptstadt Sarajevo) und die Republika Srpska (serbische Republik; Hauptstadt Banja Luka). Alles in allem also eine eher suboptimale Situation - aber sie hat den Frieden gebracht. Hier ist ein Schaubild, welches die Aufteilung illustriert:
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Die Organisation, bei der ich arbeite - forumZFD - unterhält zusammen mit der katholischen Friedensbewegung pax christi ein Projektbüro in Derventa. Dabei wird deren Arbeit von forumZFD unterstützt, aber großteils ausschließlich von pax christi ausgeführt. Da die Gesellschaft in Derventa und den umliegenden Gemeinden noch immer von tiefen 'ethnischen' Gräben gekennzeichnet ist, engagiert sich das Projekt dort insbesondere für Versöhnung - auf verschiedenen Ebenen: so wird etwa ein interreligiöser Dialog zwischen den katholischen, orthodoxen, muslimischen und jüdischen Gemeinschaften gefördert. Als ich dort gewesen bin, fand ein öffentliches Dialoggespräch zwischen den lokalen Religionsführern statt. Ein solches gibt es etwa einmal jährlich und beim letzten Gespräch entschuldigte sich z.B. der katholische Priester bei seinem orthodoxen Kollegen dafür, was die Kroaten während des Krieges den Serben angetan haben. Ein knapper Satz, der überraschte, von den Medien sofort aufgenommen wurde und wochenlang die Diskussionen der Bürger dominierte. Neben dem interreligiösen Dialog unterstützt das Projekt eine Vielzahl zivilgesellschaftlicher Organisationen und Intiativen - etwa in der Jugendarbeit, um bereits im jungen Alter Brücken zu bauen, so dass die heranwachsende Generation nicht die Vorurteile und Vorbehalte ihrer Eltern gegenüber 'den anderen' nicht weiterführt sondern durchbricht. Weitere Ansatzpunkte der Arbeit von pax christi/forumZFD sind die Arbeit mit Kriegsveteranen und das Projekt "Lebensgeschichten", in welchem lokale Bürger ihre Erlebnisse aus der Jugend, aber auch aus dem Krieg festhalten, um sie der nächsten Generation weitergeben zu können. Denn die Ruinen des Krieges werden kontinuierlich abgetragen - dabei ist es jedoch auch wichtig, dass die Erinnerungen an nun vergangene Zeiten nicht vollkommen verloren gehen. Mehr Informationen zu der Arbeit von pax christi/forumZFD in Bosnien gibt es auf der Website: http://www.forumzfd.de/bosnien
In Derventa habe ich natürlich auch einige Fotos geschossen. Die Landschaft ist sehr schön und würde sogar zum Wandern einladen - sattgrüne Hügel, Bäume und Flüsse - wären da nicht diverse Schilder, die vor Minen warnen...
Von Bosnien-Herzegowina: Derventa |
Charakteristisch für die 'Skyline' von Derventa sind die Türme der drei Religionshäuser - von links nach rechts: die orthodoxe Kirche, die katholische Kirche und die Moschee (das Minarett ist etwas klein geraten):
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Hier noch ein etwas breiteres Panorama vom selben Blickwinkel aus:
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Wie fast überall in Bosnien oder im westlichen Balkan gibt es auch in Derventa eine Vielzahl von Friedhöfen - teils Erinnerungen an die Opfer des Krieges. In Derventa habe ich ein Foto vom muslimischen Friedhof gemacht. Dieser liegt 'fotogen' am Hang des Hügels. Im Hintergrund sieht man rechts die drei 'Kirchtürme' und links das Tal:
Von Bosnien-Herzegowina: Derventa |
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So, das soll es für den ersten Beitrag zu meiner Reise durch Bosnien-Herzegowina gewesen sein. Nach meinem Aufanthalt in Derventa habe ich die Osterfeiertage für einen kleinen Urlaub genutzt und bin in Sarajevo und Mostar gewesen. Im nächsten Beitrag werde ich von meinen Erlebnissen in der Hauptstadt Sarajevo berichten - soviel vorweg: die Stadt hat mich sehr fasziniert! Hier sind zwei Fotos als Vorgeschmack. Sarajevo im Tal beim Sonnenuntergang:
Von Bosnien-Herzegowina: Sarajevo |
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